Sloterdijk liefert drei Definitionen des Zynismus: In der ersten, allgemeinenDefinition erscheint der Zynismus als >>das aufgeklärte falsche Bewusstsein<<,
dessen >>Falschheit [...] bereits reflexiv gefedert<< ist. Die zweite,
historische Definition unterscheidet zwei Formen des polemischen Bewusstseins:
den Zynismus >>von oben<< und den Kynismus >>von unten spiegele den >>Drang von Individuen, gegen die Verdrehungen und Halbvernünftigkeiten
ihrer Gesellschaften sich selbst als vollvernünftig-lebendige Wesen zu
erhalten<<. Die dritte, phänomenologische Definition beschreibt die Subversion
selbsterkorener Wahrheitsinstanzen durch Verweis auf die >>nackte<< Wahrheit:
>>Das zynische Denken nämlich kann nur erscheinen, wo von den Dingen zwei
Ansichten möglich geworden sind, eine offizielle und eine inoffizielle,
eine verhüllte und eine nackte, eine aus der Sicht der Helden und eine
aus der Sicht der Kammerdiener.<< Als >>Konstanten unserer Geschichte<<
sind Kynismus und Zynismus für Sloterdijk korrespondierende Begriffe, deren
Gegenüberstellung die Struktur der Kritik der zynischen Vernunft bestimmt.
Die Weimarer Republik als >>Gründerzeit der zynischen Struktur der Moderne<<
dient Sloterdijk als Folie für die Gegenwart: Sowohl 1933 als auch 1983
sind für ihn Daten des Umschlags von einer Zwischenkriegszeit in eine Vorkriegszeit.
Nur eine durch Hingabe und Liebe bestimmte >>zweite Aufklärung<< könne,
so Sloterdijks Fazit, den >>Zirkel der instrumentellen Vernunft<< überwinden.
Idioma: ALEMÁN